Stieleichen-Rotföhrenwälder

Wälder dieses Lebensraumes stocken meist in Randlage der größeren Täler (v. a. der Mur) auf den so genannten Hochterassen. Bei diesen Hochterassen handelt es sich um Verebnungsflächen, die wenige Meter über den Tälern liegen und deren Böden (landläufig “Opok” genannt) aus eiszeitlichen Lehmen und Tonen aufgebaut sind. Diese Böden haben die Eigenschaft, dass sie nährstoffarm und oft staunass (beinahe wasserundurchlässig) sind. Obgleich weitgehend eben entgingen diese Bereiche daher meist der landwirtschaftlichen Kultivierung durch den Menschen und bilden heute die größten zusammenhängenden Waldgebiete der Region. Da landwirtschaftlich nicht nutzbar, wurden die Wälder zur Streugewinnung und als Schweineweide (Eichelmast) genutzt, wodurch die Böden noch magerer wurden. Aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse spielt die Buche nur eine untergeordnete Rolle und wird von der anspruchslosen Rotföhre und der Stieleiche als Dominanzgehölz ersetzt. Wiesen, die als Ersatzgesellschaften von Stieleichen-Rotföhrenwäldern angelegt wurden, werden als Pfeifengraswiesesn bezeichnet und bilden eine der artenreichsten aber leider inzwischen fast gänzlich verschwundenen Wiesengesellschaften. Es ist daher nicht verwunderlich, dass an lichten Stellen im Unterwuchs Arten der Pfeifengraswiesen angetroffen werden können. Die unterbliebene landwirtschaftliche Kultivierung hatte außerdem zur Folge, dass die großflächigen Wälder im herrschaftlichen Besitz von Landadeligen verblieben, womit diese für Jagdgesellschaften interessant blieben. Daneben ließen viele adelige große Teichgebiete in diesen Wäldern anlegen, da die Teiche auf den schweren Böden im Gegensatz zu den leichten Talböden gut abdichteten. Aber auch von Natur aus sind in den Stieleichen-Rötföhrenwäldern immer wieder Tümpel anzutreffen, weshalb dieser Waldtyp reich an Amphibien ist, wovon vor allem der scheue Schwarzstorch provitiert, der in diesen Wäldern seinen Vorkommensschwerpunkt hat. Die lichten, grasigen und naturgemäß ungemähten Bereiche in diesen Wäldern wiederum bieten vielen Insekten die Möglichkeit sich ungestört zu entwickeln, wodurch diese Wälder auch hervorragende Insektenbiotope sind. Besonders zu erwähnen wäre z.B. der Gelbringfalter, der außerordentlich selten und europaweit streng geschützt ist, aber in den Wäldern der Hochterassen noch in nennenswerter Stückzahl vorkommt. Der Großteil der heutigen Stieleichen-Rotföhrenwälder wurde in den letzten Jahrhunderten sehr stark forstlich überprägt, indem versucht wurde die Wälder in Fichtenforste umzuwandeln. Die standortfremde Fichte weist stellenweise auch gute Zuwächse auf, hat aber auch dass Problem, dass sie als Flachwurzler in den schweren, nassen Böden keinen Halt findet. Als Folgeerscheinung gab es in den letzten Jahrzehnten auf ehemaligen Stieleichen-Rotföhrenwälder-Standorten, die fast ausschließlich mit Fichte bestockt wurden, große Windwürfe sowie Borkenkäferkalamitäten. Diese Ereignisse wurden als Naturkatastrophen beurteilt obwohl sie nichts anderes als einen natürlichen Vorgang der Selektion darstellen, im Zuge desssen eine als Monokultur angepflanzte standortfremde Art wieder durch die ursprünglichen Hauptbaumarten ersetzt wird.

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