Flechten sind Lebensgemeinschaften verschiedener Stämme der Evolution. Da sind die Pilze, die das Gehäuse, das Lager bilden. Innen leben Algen oder Blaualgen, welche für die Energiegewinnung durch Photosynthese verantwortlich sind und auf dem Lager leben Bakteriengemeinschaften, die ausgeschiedene, kohlenstoffreiche Abfälle des Lagers kompostieren, Luft-Stickstoff binden, der Flechte Nährstoffe wieder zuführen und vor allem bei Nässe aktiv sind. Die Evolution hat diese Lebewesen zusammengefügt und so konnten sie außerhalb von ständig feuchten Bedingungen überleben. Man findet Flechten an heißen Quellen, in Wüsten, im Hochgebirge bis 7000m und in den Dry Valleys der Antarktis. Sie können fast alle Unterlagen besiedeln. Dabei sind sie in das Substrat eingesenkt – Krustenflechte, diesem eng anliegend und ablösbar – Blattflechte oder nur an einer Stelle angewachsen – Strauchflechte. Quellende Arten nennt man Gallertflechten. Eine große Zahl der bisher 18800 bekannten (350 im Vulkanland) lebenden Arten gehört zu den Schlauchpilzen. Diese bilden verschiedengestaltige Fruchtkörper (Apothecien, Perithecien, etc.) oder Flechtenstaub (Soredien), bzw. abfallende Lagerteile (Isidien). Die Fruchtkörper entlassen Pilzsporen, die Sorale, bzw. Isidien bestehen aus Pilzhyphen, Algen und Bakterien. Flechten produzieren eine Menge an Inhaltsstoffen, die sie vor der Sonneneinstrahlung oder vor Fressfeinden schützen. Dies können Farbstoffe, Proteine, ja sogar Hormone sein. Flechten können auch aufgrund des Substrates (Stein, Borke, Laub, etc) unterschieden werden. Verschiedene chemische Voraussetzungen bilden die Grundlage. Es kann sauer, neutral oder basisch sein. Der Lichteinfall ist ebenfalls spezifisch für die einzelnen Arten. Manche lieben den Schatten und die Feuchtigkeit der Gräben, andere wachsen lieber an lichtoffenen, windigen Plätzen, wie z. B.: auf Tondachziegel. Flechten sind kleine ökologische Wunder. Der Leitspruch dieser Evolutionsgeschichte heißt: “Small is beautiful!”