Feuchtwiesen gelten als vom Menschen geschaffene Ersatzgesellschaften über nassen bis feuchten Bruch- und Auwaldstandorten. Auf den grundwassergeprägten, oft noch regelmäßig überfluteten Talböden des Raab-, Feistritz-, Lafnitz sowie Murtals, aber auch auf wechselfeuchten, staunassen Böden in Mulden und Verebnungen, trifft man auf interessante und heute stark gefährdete Feuchtwiesengesellschaften mit unterschiedlichem Artengefüge. Da sich die nassen Böden im Frühjahr nur sehr langsam erwärmen, beginnen die angepassten Feuchtwiesenarten mit ihrem Wachstum etwas verzögert, präsentieren sich dann aber in besonders vielfältigen Blühaspekten. Das Pfeifengras ist namengebend für die besonders artenreichen, mageren Pfeifengraswiesen. Der traditionell, einmal jährliche, späte Mahdzeitpunkt erlaubt es allen Pflanzenarten zur Samenreife zu gelangen. Auch das Pfeifengras ist dann in der Lage Mineralstoffe für die nächste Vegetationsperiode zurück in die wurzelnahen, verdickten Bereiche zu verlagern. Weitere charakteristische Pflanzenarten sind verschiedene Sauergräser wie Braunsegge oder Hirsesegge, Teufelsabbiss, Färberscharte oder Echte Betonie. Während die besonders mageren Feuchtwiesen durch lockerwüchsige Gräser und Kräuter sowie durch Arten der Niedermoore charakterisiert sind, gedeihen an Standorten mit besserer Nährstoffverfügbarkeit vielgestaltige Feucht- und Nasswiesengesellschaften, welche von üppigeren Kräutern und Obergräsern dominierte werden. Neben Süßgräsern wie der Gewöhnlichen Rasenschmiele, dem Wiesenfuchsschwanz oder dem Wolligen Honiggras, ist auch hier der Anteil an Sauergräser hoch. Typische Feuchtwiesen nährstoffreicherer Standorte sind etwa die Kohl- sowie Bach-Kratzdistelwiese oder die Fuchsschwanzwiese, welche als feuchtere Ausprägung der Tal-Fettwiese angesehen werden kann. Die Bestände werden meistens zweimal im Jahr gemäht. Zu den charakteristischen Feuchtwiesenarten gesellen sich außerdem eine Reihe von Fettwiesenarten, wie die Große Bibernelle oder der Scharfe Hahnenfuß. Auf den nassesten Standorten, in Senken kommen Großseggenriede vor, in denen typischerweise die Sumpf-Segge oder die Schlank-Segge dominant ist. Neben weiteren Seggenarten kommen hier Arten der Hochstaudenfluren und Röhrichte, wie etwa das Schilf, das Rohrglanzgras, der Gilbweiderich und der Blutweiderich sowie das Mädesüß vor. Feuchtwiesen beherbergen eine große Vielfalt an, zum Teil seltenen und gefährdeten Pflanzen- und Tierarten. Weil viele Arten der Feuchtwiesen zu Standortspezialisten zählen, haben sie heute kaum noch Ausweichmöglichkeiten auf Ersatzlebensräume. Als besondere Raritäten gelten etwa der Lungenenzian, die Sibirische Schwertlilie oder der Gewöhnliche Teufelsabbiss. Der Große Wiesenknopf stellt eine wichtige Futterpflanze für die Raupen der beiden europaweit geschützten Ameisenbläulingsarten dar. Die Gräben, die zur Entwässerung der Feuchtwiesen angelegt wurden, sind optimale Laichhabitate für Amphibien. Vor allem Insekten verschiedenster Art, aber auch Vögel finden in Feuchtwiesen ein reichhaltiges Nahrungsangebot vor.


