Glatthaferwiesen

Bunte Glatthaferwiesen bildeten im Vulkanland einmal den Grundstock der kleinstrukturierten Landwirtschaft. Der erste Schnitt erfolgte im Frühsommer und wurde als Heu getrocknet und lose oder in Ballen auf dem Heuboden gelagert. Aufgrund des günstigen Klimas im Vulkanland, genügte meist ein- bis zweimaliges Wenden des Heus. Bei aufkommendem Schlechtwetter wurde das Heu gehäufelt, nach dem Schauer wurde es wieder auf der Fläche verteilt (“tschitt”). Der zweite Schnitt, das Grummet, erfolgte im Hochsommer und wurde entweder als Heu getrocknet oder grün verfüttert. Im Spätsommer und Herbst wurden die Wiesen oft noch nachbeweidet, oder der niedrige Aufwuchs noch als „Saugras“ (Schweinefutter) gemäht.
Die 2-schürigen Wiesen dienten vor allem als Futterquelle für die meist ganzjährig aufgestallten Rinder und wurden durch Jauche oder Festmist gedüngt, wodurch der Nährstoffkreislauf geschlossen wurde. Übermäßig gedüngt wurde damals nicht, da der kostbare Naturdünger für die Äcker benötigt wurde. Durch das ausgewogen Nährstoffniveau konnten sich artenreiche, bunte Bestände bilden.
Aufgrund der sehr unterschiedlichen Bodenverhältnisse im Vulkanland sowie der Nutzungshistorie gleicht kaum eine Fläche der anderen – so können unzählige Wiesentypen unterschieden werden.
Typische Arten der Glatthaferwiesen und fast in jeder Wiese zu finden, sind neben dem Namen gebenden Glatthafer, Knaulgras, Wiesenklee, Wiesenflockenblume, Schafgarbe, Sauerampfer, Wiesenglockenblume, Wiesenpippau und Pastinak.
Auf trockeneren, mageren Oberhangbereichen gesellen sich Wiesen-Leuenzahn, Wiesen-Kümmel, Wiesenmargarite, Ungarn-Witwenblume, Wiesensalbei und Hornklee hinzu. Im Unterhang, im Übergangsbereich zu Feuchtwiesen finden sich unter anderem Großer Wiesenknopf, Wiesenfuchsschwanz, Kohldistel und Kuckuckslichtnelke. Ein Zeichen von stärkerer Düngung ist das Vorkommen von konkurrenzkräftigen Pflanzen wie Wiesenschwingel, Wiesenkerbel, Wiesenbärenklau, Löwenzahn und Breitblatt-Ampfer.
Leider zählen die noch vor 30 Jahren zahlreich im Vulkanland vorkommenden Glatthaferwiesen heute zu den stark gefährdeten Wiesentypen der Region. Da Glatthaferwiesen in der Regel auf guten Ackerstandorten vorkommen wurden sie in den letzten Jahrzehnten meist umgebrochen oder intensiviert. So findet man heute nur noch wenige typische Glatthaferwiesen. Jene, die noch vorhanden sind, werden häufig mit Gülle gedüngt, mit ertragreichen Wirtschaftsgräsern eingesät und können dadurch bis zu dreimal gemäht werden. Der Grünschnitt wird meist unmittelbar in Silageballen gewickelt. Auch Wiesen auf denen nur noch eine Pflegenutzung durch Schlägeln (Mulchen) stattfindet verändern sich rasch. Da das Mulchgut nicht abtransportiert wird, bildet sich ein dichter Filz aus verrottendem Material, das das Aufkommen typischer Wiesenpflanzen verhindert.
Erfreulich zu sehen ist in den letzten Jahren der zunehmende Trend Flächen mit Schafen zu beweiden, womit eine sinnvolle und naturnahe Nutzung des Grünlandes geschieht.

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